homepage und blog von klaus tschofen

09/04: temple bruer...

... ist der groesste biologisch arbeitende weinbetrieb australiens. und wir haben dort gearbeitet - ein paar tage nur, aber genug, um zu erfahren, wie es in so einem betrieb zugeht und was es alles zu erledigen gibt.

hier die bilder, text unten

ok, gleich ein paar relativierende worte vorweg... dieser weingarten (-berg waere ein bisschen vermessen, weils dort flach wie ein brett ist) ist zwar der groesste biologisch bearbeitete seiner art in aussieland, aber in wirklichkeit eher klein - schnoede 20 hektar (was fuer hiesige verhaeltnisse kaum erwaehnenswert ist). gefuehrt wird der betrieb von einem ex-professor der weinkunde, der gemeinsam mit seiner frau vor knapp 30ig jahren mit dem weinbau begonnen hat. parktischerweise haben wir auch gleich bei ihnen zu hause gewohnt - wie es beim wwoofen nun mal so ueblich ist :) yup, wir haben wieder mal unentgeltlich gearbeitet, weil wir ja kein arbeitsvisum haben.

der erste tag im weingarten war dann maessig interessant, weil es nix wirklich spannendes zu tun gab. stattdessen hab ich den ganzen tag damit verbracht, eisenteil von alten pfosten abzumontieren... die claudia hat wenigstens dazwischen ein paar baeumchen setzen duerfen, aber auch ihr blieb diese muehsame arbeit nicht erspart... aber was solls, auch das gehoert zum wwoofen.
am naechsten tag war es dann ungleich spannender, da wir mitten in der lesezeit waren, und just an diesem tag die letzten trauben unter dach und fach gebracht werden mussten. ich hab mich dann gleich zum "crusher" gestellt, wo die beeren von den struenken getrennt werden - und bin nicht wieder gegangen. scheinbar hab ich ein talent, unangenehm grosse holzteile aus dem beerenhaufen mittels einem langen rechen zu extrahieren, denn der crusher blieb wider erwarten den ganzen tag fehlerfrei im dauerbetrieb. zur belohnung durfte ich das teil dann spaeter auch putzen, was  trotz der relativ kleinen groesse eine sysiphus-arbeit ist... hab sicher eine stunde dafuer gebraucht. die claudia hat sich zwischenzeitlich um die presse gekuemmert... mit dem dampfstrahler wurde der kessel italienischer herkunft (der schlappe 25 tonnen fasst) gereinigt. auch ich hab dann spaeter noch 2mal die ehre gehabt...
ueberhaupt haben wir vom ganzen prozess sehr viel mitbekommen - von der automatischen lese (dazu gleich mehr) bis hin zur endkontrolle gemaess iso 9000. david (der aeltere mann mit bart) hat es sich auch nicht nehmen lassen, uns alle moeglichen details naeher zu bringen. und die ernte selber war wirklich der hammer. das ganze passiert naemlich voll und ganz mit maschinen! erstaunlicherweise ist die pflueckqualitaet sehr sehr gut, obwohl das ganze mit 2,5km/h passiert! wir haben uns die chance nicht nehmen lassen und das ganze von der erntemaschine aus uebersehen... sehr beeindruckend!

apropos beeindruckend: david hat sich ein paar sehr nuetzliche sachen zum thema weinbau einfallen lassen; so wird beispielsweise mit molke gegen pilze vorgegangen (ein registriertes, aber nicht patentiertes verfahren - der freien verbreitung zum wohle); genauso werden alte eichenfaesser zu zylindern (siehe bild) recycelt - ein sehr kostenguenstiges verfahren, um eichengeschmack in den wein zu bekommen (das ding ist sogar noch ihm benannt).

am zweiten tag bin ich dann zur ehre gekommen, einen der fermenter auszuraeumen. kurz zur erklaerung: die trauben kommen zum crusher, werden  dort wie bereits erwaehnt entstrunkt und gequetscht. von dort gehts via schlauch in einen der fermentertanks (fuer rotwein; weisswein kommt direkt in die presse). im fermenter wird hefe zugesetzt (da gibts viele verschiedene) und der zucker zu alkohol vergoren. das ganze dauert zwischen 3 und 8 tagen, bevor das ganze dann in die presse wandert. weisswein wird uebrigens im gepressten zustand fermentiert.
im fermentertank jedenfalls liegt die maische, und wird waehrend der fermentation permanent mit von unten ab und nach oben gepumpten traubensaft besprueht. am ende muss aber alles raus, und das ist gar nicht so einfach, weil die maische recht fest ist. darum wird sie mit dem saft quasi herausgeschwemmt - ein unterfangen, dass mehrere stunden dauert. tjo, und das hab ich auch mal machen duerfen.

abgesehen von unserer arbeit im weinberg haben wir am wochenende auch die innenstadt besucht, um uns aborigines-kultur im suedaustralischen mueseum anzuschauen. ein sehr lohnender besuch :)
fast noch lohnender war dann unser abendessen bei johannes und diana thoeny (wir hatten sie im restaurant schon besucht und waren nach hause zum essen eingeladen worden).  wir hatten einen wunderbaren abend bei lukullischen genuessen fuer den gaumen - fluessig und fest :)  die beiden sind ein wirklich sehr nettes paar, die neben einem sehr gut gehenden (und anerkannten) restaurant auch 2 lustige buben grossziehen (zweisprachig, also english und montafonerisch, wie es sich gehoert ;))) wir koennen uns nur fuer die sehr nette einladung bedanken und hoffen, dass es euch soviel spass wie uns gemacht hat!

apropos lukullische genuesse: wir haben die woche auch sonst sehr gut gegessen, aber noch viel besser getrunken. es war dem hausherren ein grosses anliegen, uns seine bzw. von ihm favorisierte weinprodukte naeherzubringen. jeden abend haben wir zumindest 2 verschiedene weine getrunken, meistens aber mehr. ein paar davon waren nur gut, aber die meisten hervorragend bis brilliant. was soll ich sagen... toll wars :)

jo, und ein bisschen der neid hat mich auch gepackt. und zwar beim anblick des hardwarehaufens, den der sohn des hauses sein eigen nennt. 2mal 24" tft war erst der anfang... die obligate 8800gtx (wenigstens nicht sli) und der core 2 samt 4gb rasend schnellem arbeitsspeicher die fortsetzung... ich waere froh, wenn ich regelmaessig internetzugang haette... naja, das sind eben die nachteile des reisens.

sind aber nur kleine und lassen sich angesichts der anstehenden abendteuer (brisbane, wir kommen!!) leicht verschmerzen,

meint euer
K